Konzeption: Weg vom Bekannten?

Charaktere

Schon bei vergangenen Projekten haben wir versucht, weg von der typischen Darstellung und Informationsaufbereitung zu gehen, die jeder kennt und die man daher auch erwartet. Wir fragen uns immer „Was wäre, wenn wir das so machen?“ und kommen dabei auf abgedrehte Ideen, die nicht nur im ersten Moment völlig perplex und themafremd scheinen, aber doch ein gutes Mittel sind, um neue Darstellungsformen zu finden.

Unser Ziel ist es, mit der Infografik nicht nur die knallharten Fakten zu vermitteln, sondern dies so zu vermitteln, dass man auch mit Spaß dran bleibt, sich alles anschaut und nach Möglichkeit auch sehr viel von den Informationen hängen bleiben. Gerade bei einer Infografik scheint es da wichtig zu sein, eine hohe hedonische Qualität zu transportieren, wobei die natürlich nur als Transportmittel dienen darf und nicht im Fokus stehen soll.

Muss eine Infografik immer aus illustrativen Diagrammen bestehen, womöglich noch in 3D mit Querschnitten etc.? In wie fern kann man Filme und echte Fotos einsetzen? Muss es immer sachlich und technisch sein, oder kann man auch eher spielerisch und mit Unterhaltungscharakter an eine interaktive Infografik gehen?

Unser Brainstorming brachte uns so auf die Idee, z.B. mit 3 verschiedenen Stromsteckern zu arbeiten, die für einen unterschiedlichen Themenschwerpunkt stehen könnten. Der User kann nun entscheiden, welchen Stecker er einstecken will und kommt dann zu den weiteren Informationen. Das ist natürlich nur ein erster Ansatz und es könnte z.B. auch nur eine statt drei Steckdosen geben…

Einstiegs-Screen

Außerdem haben wir das Problem mit der breiten Zielgruppe, die völlig unterschiedliches Vorwissen mitbringt. Daher sollte man den Usern die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, wie tief er in ein Thema einsteigen möchte. Beispielhaft haben wir versucht, Informationen zur Stromerzeugung in drei Informationsebenen mit unterschiedlichem Gehalt zu packen. So könnte es eine allgemeine Übersicht geben (1. Infoebene), bei Mauskontakt kommen schon weitere Details (2. Infoebene) und nach dem Anklicken kommen ganz viele Details (3. Infoebene).

Informationsebenen

Aus der Kombination des möglichen Einstiegsscreens und den 3 Informationsebenen sind wir dann auch darauf gekommen, dass die Stromstecker wie Charaktere sein könnten, die nicht für unterschiedliche Themenschwerpunkte, sondern für die unterschiedlichen Informationsebenen stehen.

Narrative Elemente: Erzähler-Charaktere

Man könnte aber auch versuchen, ganz anders an die Informationsvermittlung zu gehen, und Brücken zu anderen Themengebieten zu schlagen. Z.B. mit einem Dominospiel die Dezentralisierung der Stromerzeugung darstellen. Der große dunkle Dominostein (alte Kraftwerke) könnte in viele kleine bunte Dominosteine zerbrechen, die beliebig kombinierbar sind…

Dominoeffekt

Und noch ein anderer Ansatz zur Informationsvermittlung: In einem kurzen „Film“ werden die wichtigsten Infos und Fakten vermittelt (Mein Haus, mein Auto, meine Frau… bäng, bäng, bäng,…) und anschließend kann der User frei entscheiden, worüber er sich genauer informieren möchte. Damit ist sichergestellt, dass das grundlegende Prinzip auf jeden Fall übermittelt wurde. Am Beispiel „wie ist das Stromnetz aufgebaut“ könnte das z.B. so aussehen: Man steckt einen Stecker in die Steckdose (Einstiegsscreen), daraufhin kommt der kurze Introfilm, wo das Kabel von der Steckdose zum Haus, zum Verteilerkasten, zum Niederspannungsnetz, Umschaltwerk,…. Kraftwerk geht. Am Ende sieht der User die komplette „Stromkette“ in der Übersicht und kann nun z.B. ein Umspannwerk anklicken und erhält dort weitere technische Infos. Oder er klickt das Kraftwerk an und kommt zu den verschiedenen Kraftwerksarten…

Erstes Filmkonzept

Von unserem Ansatz „Weg vom Bekannten“ her müssten wir uns dann noch Synonyme oder andere Bilder zur Informationsvermittlung ausdenken. Z.B. könnte man die Kommunikation, die bei SmartGrids stattfindet, anhand eine Beispiels erläutern, das eigentlich nichts mit dem Thema Strom zu tun hat:

„Früher“ waren Handys noch nicht in jeder Hosentasche vertreten. Wenn die Oma eine Schachtel Eier zum Kuchen backen benötigte, sagte sie das z.B. der Schwiegertochter, die grad zu Besuch war. Diese sagte das zu Hause ihrem Sohn und schickte ihn zum Einkaufen. In der Zwischenzeit war die Eierfrau zufällig bei der Oma und so hatte die Oma bereits Eier zu genüge. Da keine direkte Kommunikation zum Enkel möglich war, kam dieser ebenfalls mit Eiern und so hatte die Oma viel zu viele (Überschuss). Umgekehrt hätte es auch passieren können, dass der Sohn viel zu früh einkaufen gegangen war und seine Mutter ihm so nicht sagen konnte, dass die Oma noch Eier braucht. Auch die Eierfrau kam nicht zufällig und so hatte die Oma viel zu wenig Eier (Defizit).

„In Zukunft“ (also mit SmartGrid so zu sagen) sind Handys weit verbreitet und der Sohn kann auch unterwegs noch angerufen werden, dass er entweder noch Eier mitbringen soll oder aber die Oma bereits welche von der Eierfrau erhalten hat. Es wird weder einen Überschuss noch ein Defizit geben, weil alle Parteien miteinander kommuniziert haben.

Alle diese Überlegungen sind zunächst nur verrückte Ideen. Noch wissen wir nicht genau, in welche Richtung wir weiter machen werden. Aber vielleicht wird sich in unserer fertigen Infografik das eine oder andere Element dieser Überlegungen wieder finden…